Hadamovsky, Ben – »Mit allen Wassern gewaschen«

Eine Weltumseglung mit kleinen Kindern als Abenteuer und Flucht vor dem eintönigen Alltag im vermeintlich grundgesicherten Deutschland in Verbindung mit der kompletten Aufgabe der bürgerlichen Existenz: unser Lesetipp im November 2013 ist mehr als ein Reisebericht. Es ist eine höchst gelungene wie stilstisch überaus überzeugende Entmystifizierung der Traumziele auf unserer Welt und ein leicht zu lesendes Resümee eines nicht risikolosen Experiments.
Fünf Jahre einer ganz außergewöhnlichen „Familienzeit“ sind es, die Carola und Ben Hadamovsky mit ihren Kindern Nils und Lisa (damals drei bzw. anderthalbe Jahre alt) auf einem knapp 10 m langen Segelboot während einer Weltumseglung verbringen. Fernab der Heimat ist oft der einzige Kontakt das Funkgerät, über das ärztliche Ratschläge eingeholt oder Ersatzteilbestellungen für das Schiff aufgegeben werden können. Piraten bedrohen die Familie dabei ebenso wie die Unbillen der Naturgewalten, denen die Hadamovskys immer wieder ausgesetzt sind.

Selbstkritisch und doch auch immer wieder mit einer Prise zwinkernden Humors beschreibt der Autor, wie seine Familie die Welt entdeckt. Dabei hält er immer auch wieder einen Spiegel vor die „Errungenschaften“ der modernen Zivilisation und deren vielfach katastrophale Auswirkungen, etwa wenn er das durch EU-Gelder finanzierte Abfallbeseitigungssystem auf einer griechischen Insel entlarvt oder die ölverschmierten und verdreckten Gewässer der Südsee beschreibt, die oft alles andere als eine Idylle bilden.

Ein Buch für Menschen, die einen ungeschönten Bericht über eine außergewöhnliche Reise zu schätzen wissen…
Einen kleinen Einblick in die Entstehung der Idee und die Reise bot am 22. Juni 2013 auch die Phoenix-Reportage IM DIALOG.

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